Menschen auf Bali
Die balinesische Bevölkerung (derzeit etwa 3,5 Mio.) setzt sich relativ homogen aus etwa 89 Prozent ethnischen Balinesen, 5 Prozent Chinesen und nur wenigen Javanern und Europäern zusammen. Die Insel ist sehr dicht besiedelt, etwa zweieinhalbmal so dicht wie Deutschland, ein Großteil lebt in den Touristenstädten im Süden. Trotzdem ist die Landflucht nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Ländern – der Grund liegt vor allem im starken familiären Zusammenhalt, der den Alltag strukturierenden Religion und dem tief verwurzelten Adat, dem traditionellen Gewohnheitsrecht.
Obwohl auch auf Bali das mit dem Hinduismus verbundene Kastenwesen herrscht, wird es nicht so streng wie in Indien ausgelegt. Die Kaste der „Unberührbaren“ gibt es hier nicht, sondern nur die der Bauern und Handwerker („Sudra“ & „Jaba“), die der Adligen („Tri Wangsa“) und die der Brahmanen („Pedanda“). Hochzeiten zwischen den Kasten sind im Gegensatz zu Indien möglich, schließlich wird nicht auf die Teilung der Gesellschaft Wert gelegt, sondern auf die Harmonie und die Solidarität der Menschen untereinander.
Die Dörfer verwalten sich daher auch selbst in einer Art Solidargemeinschaft, dem Banjar. Hier wird alles gemeinsam entschieden und ausgeführt – vom Straßenbau angefangen über Kleinkredite an die Mitglieder, dem gemeinsamen Gamelan-Orchester bis zur Planung der Dorffeste. Neben der Banjar kümmert sich die Subak genannte Reisbauerngenossenschaft eines oder mehrerer Dörfer um den kollektiven Reisanbau – ohne die Hilfe Anderer können schließlich Bewässerungsanlagen nicht gebaut, das Pflanzen und Ernten einfach nicht bewerkstelligt werden.
Die balinesische Großfamilie wohnt typischerweise in einem großen, ummauerten Gehöft und pflegt eine traditionelle Arbeitsteilung: Die Männer arbeiten auf dem Feld, kümmern sich um die religiösen Pflichten und betreuen das Vieh, die Frauen bereiten Essen zu, kümmern sich um die Kinder – „die kleinen Götter Balis“ – und gehen zum Markt.
Auch wenn diese balinesischen Traditionen für uns Touristen manchmal etwas seltsam oder gar rückständig erscheinen mögen, so ist es dennoch unangebracht, sich darin einzumischen, verächtlich oder belehrend aufzutreten. Die Balinesen sind ein stolzes Volk, das genauso behandelt werden möchte, wie es uns Touristen empfängt. Hält man sich daran und interessiert sich wirklich ein wenig für die balinesische Kultur, wird man wundervolle Einblicke in die Kultur und Lebensweise der Gastgeber erhalten.